Niemandsland 

Du betrachtest gerade Niemandsland 

Blau­druck: © Mona Wöhrl

von Amelie Eckert

Was ist ein nie­mands­land, fragst du mich. So wirk­lich weiß ich es auch nicht, aber wer tut das schon. Nie­mand? Ist Nie­mand das Land, Nie­mand sein Land oder ist Nie­mand im Land?

„Nie­mand“ das Land. Wer bist du dann, wenn dein Land ein „nie­mand“ ist? Ich bin Spa­ni­er, ich bin Deut­scher und wenn du in „Nie­mand“ lebst, dann bist du, tja, „niemand“er? Wie wür­den dann die ande­ren Län­der so sein? „Nirgendwo“er, „Allein“er oder doch „Kein“er? Nie­mand will ein nie­mand sein.

Nie­mand sein Land, weil wer hat schon Anspruch auf ein Land? Ich ja wohl kaum. Du ja noch weni­ger aber wer dann? Wie viel kann dir jemals gehö­ren, wenn du mit nichts gebo­ren wirst und du, ja manch­mal muss man das auch mal deut­lich sagen, auch mit nichts stirbst. Mei­ne Freun­din, Mein Geld, Mein Leben. Aber gehört es wirk­lich DIR? Oder doch nie­man­dem? Was kannst du tau­schen für Besitz? Dich? Du lebst in einem Land, das nie­man­dem gehört. Ich bin stolz auf mein Land. Gehörst du zum Land, wenn das Land dir nicht gehört? Wer bist du im „Nie­mand sein Land“?

Nie­mand im Land, kei­ner hat einen Namen, jeder ist nur ein „einer“. Wir ken­nen uns alle nicht und am wenigs­ten uns selbst. Wer ruft dich an? Nie­mand sagst du. Und wen liebst du? Nie­mand. Du kennst nie­man­den, weißt kei­ne Namen, weil ja, du selbst kei­nen hast. Hat man dir kei­nen gege­ben, oder wars du über die Jah­re zu fei­ge dich selbst beim Namen zu nen­nen. Weil wer bist du schon ohne Namen und wer könn­te man sein wenn nicht mal Namen ein­zig­ar­tig sind. Also bleibst du ein Nie­mand. Ist ver­mut­lich ein­fa­cher so. Nicht dass noch einer/ jemand oder doch kei­ner dich wirk­lich kennt.

Zufrie­den bist du mit mei­ner Erklä­rung nicht, tja. Wenn wir die Ant­wort wis­sen wür­den, wür­de vielleicht

nie­mand mehr irren

nie­mand wäre unwissend

nie­mand hät­te Angst als nie­mand in einer nie­mands­welt in einem nie­mands­land zu leben, als nie­mand nichts zu haben und am wenigs­ten als nie­mand ein, ja, nie­mand zu sein.

 

Aber viel­leicht ist nie­mand auch ein jemand,

und ich hät­te es geschafft,

 wäre end­lich ein jemand in einer nie­mands Welt, aber wer wäre ich dann?

Bleibt doch ein­fa­cher ein nie­mand zu bleiben,

dann kennt dich nie­mand und am wenigs­ten du selbst.

Und viel­leicht will ich auch ein nie­mand sein und zie­he am Ende

nur in ein ande­res Land, in dem nie­mand ein nie­mand ist.

In „Kei­ner“ bin ich das am Ende näm­lich auch selber.

Ame­lie Eckert, gebo­ren in Augs­burg, absol­vier­te 2024 ihr Abitur und wird Jour­na­lis­mus stu­die­ren.
Ihr Text “Nie­mands­land” wur­de bei der Lesung “NO MAN’S LAND | NIEMANDSLAND” des Kul­tur­re­fe­rats des AStA der Uni­ver­si­tät Augs­burg am 1.7.2024 erst­mals präsentiert.