But no dilettante, filigree fancy
Beats the plastic you

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© Leo Blu­men­schein, pla­s­tic-trash-glitch-hap­py

Zu Plastik und Kultur.

von Leo Blumenschein

„Plas­tik: Es kommt drauf an, was man dar­aus macht.“¹

schreibt Andre­as Neu­meis­ter, in sei­nem Roman Gut laut. Als das Buch 1998 bei Suhr­kamp erschien, war das gesell­schaft­li­che Ver­hält­nis zum Kunst­stoff ambi­va­lent. Die gro­ßen Ver­spre­chun­gen des Mate­ri­als hat­ten sich bereits als Illu­si­on erwie­sen und die mit dem Kunst­stoff ein­her­ge­hen­de Müll,- und Umwelt­pro­ble­ma­tik war höchs­tens noch ein Nischen­the­ma. Die Omni­prä­senz des Plas­tiks wur­de still­schwei­gend hin­ge­nom­men. Es war nun mal ein­fach da oder bes­ser immer noch da, in voll­kom­me­ner Gleich­gül­tig­keit sich selbst gegen­über, genau­so wie das gan­ze Jahr­zehnt nach dem Ende der Geschich­te (Fuku­ya­ma) und dem der gro­ßen Erzäh­lun­gen (Lyo­tard) ein­fach da (und sonst nichts) war.

Die Vakanz des Ver­hält­nis­ses zum Plas­tik war dabei vor allem eine Vakanz von Zukunfts­kon­zep­ten; schließ­lich war Plas­tik vor allem immer eins: Zukunft. Der Neo­li­be­ra­lis­mus, der alte Schar­la­tan, hat­te die Zukunft als Uto­pie schon aus­ver­kauft, war aber noch zu trä­ge, um die Zukunft als Dys­to­pie neu zu syn­the­ti­sie­ren. Der zukunfts­lee­re Raum der 90er war also auch inso­fern ein plas­tik­frei­er Raum,  da Plas­tik schon immer ein plas­tisch gewor­de­nes Mor­gen  bedeu­tet. Wie kein zwei­ter Stoff war Plas­tik ein Ver­spre­chen. Dabei steht der Umgang mit dem Kunst­stoff sym­pto­ma­tisch für die Idee des Kom­men­den einer gan­zen Deka­de: Ange­fan­gen vom unend­li­chen Zukunfts­op­ti­mums der 50er bis zu den jüngs­ten  Plas­tik­tü­ten­ver­bo­ten, stets glaub­te man etwas Neu­es im Plas­tik zu sehen. Als in dem Film The Gra­dua­te 1967 Bar­ry Mcgui­re dem jun­gen Col­lege­ab­sol­ven­ten Ben­ja­min einen Rat­schlag für des­sen Zukunft „in just one word“ mit­ge­ben will, bekommt er „pla­s­tic“ zu hören. Ja, 1967 schie­nen Plas­tik und Zukunft nahe­zu iden­tisch. Ein Ver­spre­chen auf den Kunst­stoff, das heu­te nahe­zu absurd wir­ken muss.

War­um aber geht aus­ge­rech­net mit die­sem Stoff immer wie­der eine Syn­the­se aus Mate­ri­al und Zukunfts­bil­dern ein­her? Um das zu ver­ste­hen, lohnt es einen Blick auf den Kunst­stoff zu wagen, der neben der sozio-kul­tu­rel­len Per­spek­ti­ve einen inter­sub­jek­ti­ven dia­lo­gi­schen Blick auf die Mate­rie wirft.

Es sind dabei vor allem zwei Beschaf­fen­hei­ten des Plas­tiks, aus denen sich eine Dyna­mik ent­fal­tet, die glei­cher­ma­ßen auf die Zeit wie auf die Struk­tur von Sub­jekt-Objekt-Bezie­hun­gen verweisen.

Die­se Bezie­hung ist vor allem durch die extre­me Form­bar­keit des Stof­fes gekenn­zeich­net. Es mag wahr sein: auch ande­re Stof­fe las­sen sich for­men. Was Plas­tik aller­dings von natür­li­chen Stof­fen unter­schei­det, ist die Tat­sa­che, dass es kei­ne Essenz besitzt. Der Gedan­ke vom Essen­tia­lis­mus bestimm­ter Mate­ri­en zeigt sich am bes­ten am Begriff der „Mate­ri­al­ge­rech­tig­keit“. Hin­ter die­sem Begriff, der vor allem in der ästhe­ti­schen Theo­rie des 19. Jahr­hun­derts Kon­junk­tur fei­er­te, steckt die Idee, dass ein ver­wen­de­tes Mate­ri­al am bes­ten in dem Sin­ne zu behan­deln sei, dass es auch nach der Bear­bei­tung noch die Cha­rak­te­ris­ti­ka des Urma­te­ri­als her­vor­he­be. Wäh­rend die Theo­rie bei Holz und Mar­mor durch­aus Anwen­dung fin­den mag, läuft sie bei Plas­tik ins Lee­re: Was soll­te der Urzu­stand des Plas­tiks sein? Dabei hat die Idee der Mate­ri­al­ge­rech­tig­keit aber nicht nur ästhe­ti­sche Fol­gen, son­dern prägt auch das Ver­hält­nis zwi­schen Form und Form­bar­keit an sich. Wäh­rend im poten­zi­ell mate­ri­al­ge­rech­ten Stoff die Gren­zen der Form­bar­keit in sich selbst ange­legt sind, über­gibt Plas­tik dem Künst­ler die Auf­ga­be zur Form­bar­keit. Plas­tik ist in dem Sin­ne anti-essen­tia­lis­tisch, in dem es die Bedeu­tung nicht inner­halb des eige­nen Mate­ri­als, son­dern in sei­ner Form­bar­keit sucht. Die Form des Plas­tiks ist ihre Form­bar­keit. Dass hier dabei immer von Form­bar­keit und nicht von Form gespro­chen wird, hat sei­nen Grund: Nicht die kon­kre­te Form, son­dern die Mög­lich­keit zur Ver­än­de­rung soll im Vor­der­grund stehen.

Behält man das Pos­tu­lat eines Sin­nes, der nicht im Inne­ren ange­legt ist, im Hin­ter­kopf, mag es kaum über­ra­schen, dass aus­ge­rech­net Roland Bar­thes eine gewis­se Fas­zi­na­ti­on für Plas­tik heg­te. In sei­nen Mythen des All­tags wid­met Bar­thes dem Plas­tik ein eige­nes Kapi­tel, in dem er es vor allem als „alche­mis­ti­schen“ Stoff kenn­zeich­net. Mit „alche­mis­tisch“ bezeich­net er einen Wand­lungs­pro­zess, der so rät­sel­haft ist, dass er nahe­zu magisch erschei­nen mag.

Trotz­dem geht das Poten­zi­al des Plas­tiks für ihn weit über das Stoff­li­che hin­aus: Es ist „nicht nur eine Sub­stanz, es ist die Idee ihrer unend­li­chen Transformation“², so Bar­thes. Natür­lich belässt Bar­thes es nicht bei der rei­nen Beschrei­bung der Gegen­stän­de, son­dern unter­nimmt den Ver­such, All­tag und Tran­szen­denz zu ver­ei­nen. Als Mate­ri­al ver­hält sich Plas­tik in sei­ner Gleich­wer­tig­keit zwi­schen Ver­weis und zu Ver­wei­sen­den in etwa so, wie Bar­thes Idee einer hier­ar­chie­frei­en Signi­fi­kant-Signi­fi­kat-Bezie­hung bzw. zwi­schen Bedeu­ten­dem und Bedeu­te­tem

© Leo Blu­men­schein, “mel­ting-pla­s­tic-glitch”

Form ent­steht aus der Form­bar­keit und nicht aus einem Mythos von Ursprüng­lich­keit. Viel­leicht ist es also kein Zufall, dass die post­struk­tu­ra­lis­ti­sche Theo­rie und der end­gül­ti­ge Sie­ges­zug des Plas­tiks im All­tags­ge­brauch Ende der 50er Jah­re unge­fähr zusam­men­fal­len. Blei­ben wir noch einen Augen­blick bei der Kul­tur­ge­schich­te des Plas­tiks: Die seman­ti­sche Unent­schlos­sen­heit des Plas­tiks zeigt sich dabei auch in dem ihn jeweils zuge­spro­che­nen Ver­hält­nis zum Bestehen­den. Wäh­rend eine kri­ti­sche Les­art des Plas­tiks sich vor allem an der Fra­ge der Öko­lo­gie des Kapi­ta­lis­mus der 50er, 60er und 70er reibt, betont eine posi­ti­ve Rezep­ti­on immer wie­der die Offen­heit des Mate­ri­als. Dass dabei Plas­tik­kri­tik erst ein­mal von einer essen­tia­lis­ti­schen Hip­pie­kul­tur als ein „back to the natu­re“ geübt wur­de, zeigt dabei nur die eige­ne seman­ti­sche Offen­heit: Die Kon­no­ta­ti­on und Wer­tung des Plas­tiks befin­det sich in stän­di­ger Bewe­gung zwi­schen Kul­tur und Alter­na­tiv­kul­tur, zwi­schen Kapi­ta­lis­mus und Kapi­ta­lis­mus­kri­tik und gewinnt dabei die ihr jewei­li­ge Bedeu­tung – ganz in post­struk­tu­ra­lis­ti­scher Tra­di­ti­on – vor allem aus der Dif­ferance zum jewei­li­gen (Gegen-)Konzept.

Ein Ver­hält­nis, das Björk, wie immer ihrer Zeit deut­lich vor­aus, 1989 so besingt:

„Dear pla­s­tic, be proud, don’t imi­ta­te any­thing“. Über­haupt Pop und Plas­tik: Der Bri­ti­sche Kul­tur­for­scher und Musik­theo­re­ti­ker Mark Fisher zeigt in K‑Punk, oder das Glam­punk-Art-Pop-Dis­kon­ti­nu­um ein­drucks­voll die Bedeu­tung der Form­bar­keit am Bei­spiel des Art Pops der frü­hen 70er Jah­re als genu­in post­mo­der­nen Moment. In bewuss­ter Abgren­zung zur Hip­pie­kul­tur der spä­ten 60er bezieht sich Fisher dabei vor allem auf die „pla­s­tic peo­p­le“ und eif­ri­gen Nietz­sche­le­ser David Bowie und Bryan Fer­ry, die mit ihrem andro­gy­nen Aus­se­hen unter Ber­gen von Make-Up und ihrer bewusst geküns­tel­ten Stim­me eine Pro­vo­ka­ti­on für jeden Ursprungs­fe­ti­schis­ten dar­stell­ten. Die ein­drucks­vol­le Liai­son von Pop und Plas­tik grün­det dabei vor allem auf der Mög­lich­keit zur per­for­ma­ti­ven (Selbst-)Gestaltung jen­seits aller Deter­mi­na­tio­nen der Natürlichkeit.

Die geschlecht­li­che Unein­deu­tig­keit, aber auch die Instal­la­ti­on der (Trans-) Frau Aman­da Lear auf den Covern der ers­ten drei Roxy-Music-Alben, beto­nen dabei die­se exis­ten­zi­el­le Bedeu­tung des Arti­fi­zi­el­len. In Roxy Musics Mother of Pearl (1973) singt Bryan Ferry:

„But no dilet­tan­te, filigree fan­cy
Beats the pla­s­tic you“

Das „pla­s­tic you“ wird zum Über-Men­schen. Der neue Mensch des Plas­tik­zeit­al­ters ist also im glei­chen Maße form­bar wie das Mate­ri­al. Die Flucht­punk­te, nach denen sich die ent­ste­hen­den Pop-Kör­per³ dabei aus­rich­ten, sind aller­dings simu­la­ti­ver und nicht mehr mime­ti­scher Art. Plas­tik und Pop-Kör­per sind bei­des Simu­lacren. Dass sie sich dafür gegen­sei­tig loben, erscheint nahe­lie­gend. Und auch wenn Simu­lacren kei­ne Abbil­der der Rea­li­tät sind, so kön­nen sie doch in ihrer Rezep­ti­on Pro­zes­se in Gang set­zen, die gan­ze rea­le Aus­wir­kun­gen haben.

Was aber sind die­se Aus­wir­kun­gen des Plas­tiks? Da wäre zuerst ein­mal eine Auf­he­bung der  Hiera­chie, wie sie klas­si­scher­wei­se zwi­schen Gegen­stand und Benut­zer besteht: Bereits 1952 bezeich­net der Desi­gner und Archi­tekt Hans Schwip­pert Plas­tik als „will-fäh­rig uns gegenüber“⁴. Es ist dabei weni­ger das Will-fäh­ri­ge das inter­es­siert, son­dern das „gegen­über“. Das elas­ti­sche und wider­stands­lo­se Plas­tik ent­wi­ckelt eine Eigen­schaft, die sich gegen den Bear­bei­ten­den wen­det, aber nicht dadurch, dass der Künst­ler erst einen natür­li­chen Wider­stand über­win­den muss, son­dern dadurch, dass die „Will-Fäh­rig­keit“ ein Auf­ruf zur Macht­aus­übung ist. Das Plas­tik ruft.  Neben dem sozio­in­dus­tri­el­len Aspekt, der mehr auf die Brei­ten­wir­kung und die öko­no­mi­schen Grund­be­din­gun­gen zielt, erweist sich Plas­tik also auch in dem Sin­ne als mate­ria­li­sier­te demo­kra­tiena­he Knecht-Herr­scher-Auf­he­bung, in dem es den „Ruf“ des eigent­lich beherrsch­ten Mate­ri­als als Moment der gegen­sei­ti­gen Kode­pen­denz ver­steht. Man muss etwas aus dem Plas­tik machen. Eine Auf­for­de­rung, die sich einer­seits auf die indi­vi­du­el­le Aus­ge­stal­tung eines Plas­tik­hau­fens anwen­den lässt, aber die sich auch vor der glo­ba­len Pro­ble­ma­tik eines schier end­lo­sen und nahe­zu nie ver­rot­ten­den Plas­tik­ber­ges stellt. Viel­leicht wäre es loh­nens­wert, die­se Plas­tik­hau­fen und ihre Ver­wer­tungs­kreis­läu­fe im Ange­sicht einer (post)modernen Welt zu lesen, die uns vor die Her­aus­for­de­rung stellt, das Bestehen­de umzu­ord­nen statt neu zu erfin­den, weil alles irgend­wie schon da ist.  Bri­co­la­ge, Sam­ple und Recy­cling sind in dem Sin­ne ähn­lich, in dem sie auf­for­dern, das Bestehen­de umzuformen.⁵

© Leo Blu­men­schein, “pla­s­tic-schi­zo­phre­nia”

Dass aus­ge­rech­net dem Plas­tik die­se Rol­le zukommt, liegt sicher­lich an sei­ner Form­bar­keit, aber auch zu Tei­len an der kul­tu­rel­len Nähe zum Camp. Dabei erscheint es mir nahe­zu befrei­end, dass Plas­tik nicht immer zwangs­läu­fig bedroh­lich erschei­nen muss. Plas­tik ist auch der Stoff von Camp und Pop-Art, bei der die Kri­tik an der Waren­för­mig­keit der Kunst auf ganz und gar spie­le­ri­sche Wei­se aus der eige­nen Waren­för­mig­keit entsteht.⁶ Die der Pop-Art imma­nen­te Kri­tik ist dabei immer ein Zei­chen­spiel, bei der Aus­druck und Gegen­stand zusammenfallen. 

In Anleh­nung an Ador­nos Behaup­tung, ein Kunst­werk sei „durch und durch gesell­schaft­lich dank sei­ner Nicht-Gesell­schaft­lich­keit“, ver­steht sich der kri­ti­sche Teil der Pop-Art als eine oszil­lie­ren­de Mem­bran zwi­schen Erfah­run­gen der Macht­lo­sig­keit und Macht im Ange­sicht eines (über­mäch­ti­gen) semio­ti­schen Indus­trie­ap­pa­ra­tes. Die ver­meint­lich­wi­der­stands­lo­se Ein­ver­lei­bung der Kunst in die Waren­lo­gik schlägt im Moment des Absur­den zurück. Das Blatt wen­det sich:

Es ist gewis­ser­ma­ßen die Frei­heit, kri­ti­sier­ten Gegen­stand und kri­ti­sie­ren­den Gegen­stand zu ver­ei­nen. Das ist kei­ne Stand­ort­lo­sig­keit, son­dern scharf­kan­ti­ges Über­ein­an­der­le­gen ver­schie­de­ner Stand­punk­te.  Es ist auch die Form der Kri­tik, die dem Plas­tik imma­nent ist: Wenn ich heu­te Ein­weg­ge­schirr aus Plas­tik sehe, so kann ich gar nicht anders als die Kri­tik an der Exis­tenz die­ses Gegen­stan­des auto­ma­tisch mit­zu­den­ken. Der aktu­el­le Blick auf Plas­tik scheint Exis­tenz und Kri­tik end­gül­tig zu vereinen.

Viel­leicht nähern wir uns hier dem eigent­li­chen Anlie­gen des Essays: Plas­tik ist unent­schie­den. Es ist ent­ge­gen dem aktu­el­len Trend nicht genu­in nega­tiv. So etwas gibt es grund­sätz­lich nicht.

Um noch ein­mal auf die Zeit zurück­zu­kom­men: Wenn ich sage, Plas­tik sei immer ein Stoff der Zukunft, egal ob die­se als ver­hei­ßungs­voll oder gefähr­lich ver­stan­den wird, so bleibt auch fest­zu­stel­len, dass eine per­ma­nen­te Zukunft immer nur ein nie zu errei­chen­der Flucht­punkt ist und kein Zustand.  Die Zukunft, die in unse­ren Bil­dern und Wer­tun­gen von Plas­tik ver­han­delt wird, ist also immer nur eine aus­ge­la­ger­te Gegen­wart, in der unse­re Ängs­te und Hoff­nun­gen zur Spra­che kommen.

Der Plas­tik­opti­mis­mus der 60er Jah­re hat sich genau­so wenig ein­ge­löst wie die alte Angst, das Auf­kom­men von Kunst­stof­fen wür­de der Bild­haue­rei ein Ende ver­set­zen. Natür­lich,  Mee­res­ver­schmut­zung und end­lo­se Plas­tik­ber­ge sind real, aber wenn wir heu­te über Plas­tik reden, beschwö­ren wir eine ver­meid­ba­re Macht­lo­sig­keit gegen­über der Zukunft, wo wir doch eigent­lich die Erfah­rung der Macht in der Gegen­wart, von der aus sich unser Plas­tik­pes­si­mis­mus zeigt, beto­nen müss­ten.  Anzu­er­ken­nen, dass Plas­tik immer genau das ist, was wir aus ihm machen – nicht mehr und nicht weni­ger — beinhal­tet auch anzu­er­ken­nen, dass wir der unheil­vol­len Zukunft, die wir mitt­ler­wei­le im Plas­tik ver­wirk­licht zu sehen glau­ben, wirk­sam begeg­nen kön­nen – oder zumin­dest, dass wir an der Mise­re selbst schuld sind. Als ein Bei­spiel für die semio­ti­sche Eigen­macht, die wir über das Plas­tik haben, kann das Auf­kom­men von neu­ar­ti­gen Kunst­stof­fen auf bio­lo­gi­scher Basis betrach­tet wer­den. Dass vie­le Ein­weg­ver­pa­ckun­gen mitt­ler­wei­le auf Zucker­rohr oder Mais­stär­ke beru­hen – wir aber inter­es­san­ter­wei­se trotz­dem von abbau­ba­rem „Plas­tik“ reden – zeigt ein­drucks­voll, dass auch der Begriff des Plas­tiks, genau­so wie sein Dasein, ein fle­xi­bler ist.

[1]Neumeister, Andre­as: Gut laut. Frank­furt. a. M., 1998. S.109.

[2]Barthes, Ronald: Mythen des All­tags. Voll­stän­di­ge Aus­ga­be. Übers. von Horst Brüh­mann. Frank­furt a. M., 2010. S. 225.

[3]Laut Phil­ip Sar­sain sind Pop-Kör­per „Bil­der idea­ler Kör­per­lich­keit, nach denen man stre­ben kann oder soll – aber auch Iko­nen des­sen, was man doch nicht erreicht hat und was man sie sein wird“

[4]Der Über­mensch als nicht zu errei­chen­der Flucht­punkt fin­det im also im Pop-Kör­per eine moder­ne Übersetzung,zumindest in sei­ner leib­li­chen Dimension.

[5] Übri­gens eine Not­wen­dig­keit die sich auch vor den Gigan­ti­schen digi­ta­len Müll­ber­gen unse­rer Zeit stellt.

[6] Das Werk Claes Olde­burg kann hier­für als Bei­spiel gese­hen werden.