Eine Rezension zu Himmelstürmer von Felix Baumgartner
von Lena Huber
Felix Baumgartner, der Extremsportler, der als erster Mensch im freien Fall die Schallmauer durchbrochen hat, hat nun eine Autobiographie über sein Leben und die Erfahrungen in der Zeit beim Projekt Stratos veröffentlicht. Auf insgesamt 256 Seiten erzählt Baumgartner von seiner Vergangenheit und gewährt Einblick in die verschiedensten Stationen seines Lebens. Vom ersten Sprung bis hin zu seinem finalen Projekt Stratos schreibt er über seine
Im Mittelpunkt des Buches steht das Projekt Stratos und wie Felix Baumgartner dieses in den insgesamt 5 Jahren erlebt hat. Jedoch bleibt es nicht nur bei der Erzählung seines größten Vorhabens. Vielmehr schiebt er einzelne Kapitel ein, in denenverschiedenste Stationen seines Lebens von den Anfängen im Extremsportbereich bis hin zu seinem Weltrekordsprung und seinem Einbruch in die PatronasTwin Towers in Kuala Lumpur beschrieben werden.
Schon im ersten Kapitel wird dem Leser deutlich, dass man hier einen Sportler auf ganz anderer, viel privateren Ebene kennen lernen kann. Denn man erfährt gleich zu Beginn des Buches, dass das Projekt aufgrund jenes Gefühls, das man bei einem Extremsportler am wenigsten erwarten würde, beinahe gescheitert wäre: Angst. Felix Baumgartner hatte Angst in den Raumanzug zu steigen, der ihm in rund 39.000m Höhe das Leben ermöglichen sollte. Doch der Raumanzug macht dem Sportler kurz vor der wichtigsten Phase von Stratos einen Strich durch die Rechnung, da er durch seine Angst vor dem Anzug für den Sprung aus dem Weltraum noch nicht bereit ist. Eine Heimreise nach Österreich scheint für Baumgartner die richtige Lösung zu sein. Seine Batterien sollen wieder aufgeladen werden, da er sich kraftlos und nicht gut vorbereitet fühlt. Das Projekt läuft inzwischen ohne den Sportler weiter, während Baumgartner versucht, in seiner Heimat an seiner Angst zu arbeiten. Doch mit den Maßnahmen, die sein langjähriger Partner und Arbeitgeber Red Bull für ihn ergreift, ist Baumgartner nicht einverstanden und versucht deshalb in Eigentherapie gegen seine Angst vorzugehen. Durch Tauchtraining gelingt es ihm auch, sich an den Stress, dem er in seinem Anzug ausgesetzt wird, zu gewöhnen. Nach dreimonatiger Pause kehrt Baumgartner zurück zum Projekt und durch zusätzliches Arbeiten mit Psychologen gelingt es ihm, den Anzug längere Zeit am Körper zu tragen. Denn das Fazit seiner Therapie ist: Die Angst findet nur im Kopf statt und durch mentales Training ist diese zu besiegen. Doch das Projekt steht unter einem schlechten Stern. Aufgrund eines Rechtsstreits wird das Projekt für ein Jahr auf Eis gelegt. Für Felix Baumgartner ist das natürlich eine herbe Enttäuschung, doch an Aufgabe denkt er zu keinem Zeitpunkt. Ein Jahr später, im Herbst 2012, wird der Sportler dann mit einem Ballon in die Luft gehoben und durchbricht die Schallmauer im freien Fall.
Wie kommt man auf solche verrückten Ideen? Wann hat er mit dem Base-Springen angefangen? Wie fühlt man sich kurz vor dem Absprung auf die Erde? Welche Gedanken sind ihm durch den Kopf gegangen? Viele Menschen, die im Herbst letzten Jahres den Rekordversuch von Baumgartner mit verfolgt haben, haben sich sicherlich solche oder ähnliche Fragen gestellt. All diese werden in Baumgartners Buch ausführlich beantwortet. Durch die eingeschobenen Passagen, die vom Alltag des Sportlers erzählen, bekommt der Leser einen sehr detaillierten und genauen Einblick in das Leben des Sportlers. Die Erlebnisse werden spannend erzählt und durch den unbefangenen Ton, den der Autor in seinem Buch anschlägt, fühlt die Leserschaft sofort mit und kann sich gut in die Situationen hineinversetzen. Besonders interessant sind die Kapitel, in denen Baumgartner seine anderen Projekte beschreibt. Den meisten Menschen ist nicht bewusst, dass ein Sprung von einer Statue oder einer Brücke eine lange Vorbereitungszeit benötigt und manchmal auch durch große Hindernisse erschwert wird. Besonders die Sprünge, die Baumgartner illegal ausgeführt hat, sind lebhaft und spannend beschrieben.
Auch für einige Lacher ist in dem Buch gesorgt. So hat Felix Baumgartner, um bei seinem Sprung von der Jesusstatue höhere Mächte nicht zu verärgern, zur Besänftigung einen Blumenstrauß mit im Gepäck und denkt gleichzeitig noch an einen Behälter, in den er seine Notdurft verrichten kann.
Wer eine kurzweilige Biographie eines Autors sucht, ist bei Himmelsstürmer (2013) genau richtig. Nicht nur für Fans des Extremsports ist die Lektüre empfehlenswert. Felix Baumgartner beschreibt fesselnd seine Gedanken und Erfahrungen, die er in seinem Leben gesammelt hat und der Leser wird von Kapitel zu Kapitel gut unterhalten. Wer sprachlich keine Höchstleistungen erwartet und wem ein unbefangener Ton zusagt, wird bei Himmelsstürmer nicht enttäuscht sein.
Felix Baumgartner: Himmelsstürmer
Malik-Verlag 2013
256 Seiten