Von Schwelle zu Schwelle

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Sinn und Gewalt der schweigenden Schrift

von Philipp Maier
I. “Wohin geht die Literatur?”[1]

“Eine erstaun­li­che Fra­ge, gewiß; aber das Erstaun­lichs­te an ihr ist, daß die Ant­wort, wenn es eine gibt, leicht in Wor­te zu fas­sen ist: Die Lite­ra­tur geht auf sich sel­ber zu, auf ihr eigent­li­ches Wesen, das in ihrem Ver­schwin­den besteht“ (Blan­chot 1962, S. 265).

Wis­sen, Schrei­ben, Ver­schwin­den, Stil­le, Schwei­gen: Das Gefü­ge der Moder­ne brach­te eine eigen­tüm­li­che Kor­re­spon­denz von Begrif­fen her­vor, denen in einem klas­sisch gewor­de­nen Wort von Michel Fou­cault die Ver­hei­ßung inne­wohnt, „daß der Mensch ver­schwin­det wie am Mee­res­sufer ein Gesicht im Sand“ (Fou­cault 1974, S. 462).

„All der schwe­re Sand hier ist Spra­che, von Wind und Gezei­ten abge­la­gert.“ (Joy­ce, S. 62)

Am Anfang vor sechs­und­drei­ßig­tau­send Jah­ren brach­ten die Men­schen uns unver­ständ­li­che Zei­chen her­vor. In den Höh­len von Las­caux tru­gen sie in schwar­zen, oran­ge­nen, gel­ben und roten Tönen Far­be auf, ritz­ten Lini­en in das Gestein. Neben Wap­pen oder Mus­tern, deren Deu­tung nach all den Gezei­ten Rät­sel blei­ben, sind in der Majes­tät von bis zu fünf Metern Tie­re des Jung­pa­läo­li­thi­kums dar­ge­stellt: Kühe, Pfer­de, Stie­re, Bisons, Kat­zen, Nas­hör­ner, Rehe, Hir­sche. Die Wesen über­la­gern sich, eine Dyna­mik ist ihnen ein­ge­schrie­ben, deren Bewe­gung von dem Fla­ckern der Öllam­pen ver­stärkt wird. Ein Arran­ge­ment, wel­ches Geor­ges Batail­le zur Set­zung führt: „Die Unord­nung, die die Macht des Todes ankün­digt“ (Batail­le 1983, S. 122).

In einem Schacht in einem der hin­ters­ten Win­kel der Höh­le, wel­cher ihrer­zeit nur durch Absei­len erreich­bar war, befin­det sich „eine der ers­ten bekann­ten Dar­stel­lun­gen des Men­schen“ (Batail­le 1983, S. 117). Ungleich der kunst­vol­len Tier­welt der Höh­le ist die­ses Mensch­lein stark redu­ziert, gar lin­kisch oder kind­lich. Die Glied­ma­ßen lie­gen aus­ge­streckt. Das Strich­men­schen­lein scheint – das Wag­nis der Deu­tung ein­ge­hend – ster­bend oder ver­stor­ben zu sein. Anstel­le eines Gesichts trägt die Figur als Haupt die Züge eines Vogel­kopfs. Am Ende des Rump­fes zieht sich ein auf­ge­rich­te­tes männ­li­ches Glied. Der fal­len­de Mensch steht nicht sin­gu­lär, er ist in das Arran­ge­ment einer Grup­pe von Bil­dern ein­ge­bun­den. Unter­halb ist ein Vogel auf einer Stan­ge gezo­gen, seit­lich befin­det sich ein Bison: „Am Bison sträubt sich alles vor Wut: sein Schwanz ist auf­ge­rich­tet und sei­ne Ein­ge­wei­de ent­lee­ren sich in schwe­ren Klum­pen zwi­schen sei­nen Bei­nen“ (Batail­le 1983, S. 110). Ein Speer durch­bohrt ihn.

Wie immer wir den Ein­druck die­ser Zei­chen deu­ten, wir müs­sen uns doch eing­ste­hen, daß wir nichts wis­sen. Vie­le Spu­ren die­ser ältes­ten Zei­ten sind und blei­ben wohl uner­klär­lich. Wir müs­sen uns die­ses oft und sagen; umso­mehr, als wir, die Stil­le der Höh­le auf­stö­rend, wei­ter als es anders­wo mög­lich war, in die tiefs­te Ver­gan­gen­heit vor­drin­gen; das müs­sen wir uns immer wie­der sagen; wir müs­sen von dem Gefüh­le durch­drun­gen sein, daß wir, je unsi­che­rer wir uns füh­len, nur umso tie­fer in die Geheim­nis­se die­ser für immer ver­schwun­den Welt ein­drin­gen kön­nen. (Batail­le 1983, S. 91)

Die Höh­le bezeugt eine pla­nen­de Tätig­keit. Farb­pig­men­te wur­den auf­ge­le­sen und ange­rührt, Haa­re zu Pin­seln gebun­den und Stei­ne zur Gra­vur geschlif­fen. Das Ver­mö­gen eines ziel­ge­rich­te­ten Han­dels wird aus den Male­rei­en les­bar, ein Zweck wur­de zur Aus­füh­rung gebracht. Die­se Her­vor­brin­gung der Tech­no­lo­gie kenn­zeich­net die anthro­po­lo­gi­sche Dif­fe­renz. Eine Dif­fe­renz, die in unse­rer Gegen­wart eine unge­heu­re Indus­trie zur Ernied­ri­gung des Tie­res legi­ti­miert, zu deren Auf­he­bung eine gro­ße refle­xi­ve Anstren­gung zir­ku­liert, doch wel­che die Tat­sa­che eines Bruchs bekun­det. Im Tie­fen­fall der Urzu­stands­fik­ti­on nahm von den Pin­seln in Las­caux eine kal­ku­lie­ren­de Bewe­gung ihren Aus­gang, deren Akze­le­ra­ti­on eine intri­ka­te Logis­tik und Infra­struk­tur her­bei­führ­te. Zwi­schen den Höh­len­ma­le­rei­en und den Tele­gra­phen­mas­ten, der Ver­ein­heit­li­chung der Zeit im Eisen­bahn­zeit­al­ter (vgl. Schau­er, S. 64–136)), der Zer­streu­ung der Satel­li­ten im All und deren latenz­lo­sen glo­ba­len Kom­mu­ni­ka­ti­on zieht sich eine Kluft der Jahr­tau­sen­de. Vilém Flus­ser bestimmt in sei­nen Über­le­gun­gen zur Zukunft: „[…] Merk­mal des Fort­schritts: Alles wird struk­tu­rell kom­ple­xer, um funk­tio­nal ein­fa­cher zu wer­den“ (Flus­ser, S. 20). Die­ser Fort­schritt initi­iert fol­gen­des Pos­tu­lat von Batail­le in sei­ner Medi­ta­ti­on Die inne­re Erfah­rung: „Die Ent­wick­lung der Intel­li­genz führt zu einer Aus­trock­nung des Lebens, die rück­wir­kend die Intel­li­genz beschränkt hat“ (Batail­le 2017, S. 21). Die­se ernüch­tern­de Ein­sicht begeis­tert Batail­les Stu­die zu Lascaux:

Es muß­te doch der dama­li­ge Mensch glau­ben oder füh­len, er zer­stö­re eine natür­li­che Ord­nung durch die Ein­füh­rung einer berech­nen­den Tätig­keit der Arbeit; es hat­te die Mensch­heit, wenn die­ser Aus­druck erlaubt ist, ein schlech­tes Gewis­sen gegen­über die­ser berech­nen­den Hal­tung, die ihr zugleich eine wirk­li­che Macht ver­lieh. Es wer­den also hier magi­sche Kräf­te geahnt, die sich der inter­es­sier­ten, der wol­len­den Hal­tung direkt wider­set­zen. Seit Men­schen denk­bar sind, muß die Arbeit ein logi­sches Prin­zip sein, das Ursa­che und Wir­kung berech­net, anders als die angeb­li­che „pri­mi­ti­ve” Men­ta­li­tät, die man als „prä­lo­gisch” bezeich­net hat, wäh­rend sie doch in Wirk­lich­keit, weil magisch oder reli­gi­ös, post­lo­gisch, genau­er alo­gisch ist; die­ser Men­schen hat sich eine dunk­le Angst bemäch­tigt, weil sie ver­nünf­tig und logisch han­del­ten, weil sie gefühlt haben, daß die geis­ti­ge Ord­nung der Welt durch die künst­li­che der Arbeit gestört wur­de, wie der Ein­bruch des Logi­schen das „Sei­en­de“, das Ewi­ge, das Nicht-Han­deln­de zer­stört. (Batail­le 1983, S. 121)

Die berech­nen­de Tätig­keit der Arbeit stif­tet die anthro­po­lo­gi­sche Dif­fe­renz, das Sei­en­de wird in den Male­rei­en bezeich­net und bezeugt gleich­sam sei­ne Zer­stö­rung. In der Urzu­stands­fik­ti­on von Batail­les Geburt der Kunst ist dies die ers­te Ent­frem­dung, wel­che die Dif­fe­renz von Magie und Logik, All­heit und Frag­men­ta­ti­on, Leben und Den­ken, Tier und Mensch als Geheim­nis des Seins in Erschei­nung tre­ten lässt. Doch kenn­zeich­nen die Male­rei­en gleich­sam eine Über­schrei­tung jener Dif­fe­renz. Die Arbeit der Jagd, des Sam­melns und des Feu­ers ist die Arbeit zur Ver­zö­ge­rung des Todes, eine berech­nen­de Tätig­keit, die dem Erhalt des Lebens dient und doch die­ses mit sei­ner Aus­trock­nung bedroht. Die Arbeit an der Kunst der Höh­len dient im Den­ken Batail­les ande­ren Gefilden:

[…] die pro­fa­ne Tätig­keit ist das Mit­tel, des­sen Ziel der gehei­lig­te Augen­blick ist; so war das Gött­li­che, von Urbe­ginn an, die tie­fe­re Bedeu­tung des Mensch­li­chen. Das magi­sche Wol­len ist das Ver­hal­ten eines Men­schen, der im Gött­li­chen eine höhe­re Kraft und Wahr­heit als in der täti­gen Welt der Mit­tel sieht: die­ser Mensch beugt sich einer über­le­ge­nen Macht, die nicht mit der Welt der Tätig­keit zusam­men­hängt, und deren Aus­druck er im Tie­re sieht. (Batail­le 1983, S. 127)

Die Unord­nung der Kom­po­si­ti­on in der Höh­le kün­digt die Macht des Todes an. Der Umstand, dass die ers­ten Men­schen sich, wenn nicht als stark redu­ziert, ohne Gesicht und im Ver­bor­ge­nen des Schach­tes, nicht selbst zum Gegen­stand mach­ten, son­dern die Tier­welt ver­ewig­ten, steht für Batail­le als „der stärks­te Aus­druck ihres Men­schen­tu­mes.“ Die Beu­gung vor der Macht des Todes des auf­ge­rich­te­ten Men­schen wirkt der Aus­trock­nung des berech­nen­den Lebens ent­ge­gen, indem die Zuwen­dung zum ent­stan­den-zer­stör­ten Tran­szen­den­ten den gehei­lig­ten Augen­blick einer tie­fe­ren Bedeu­tung des Mensch­li­chen ver­ge­gen­wär­tigt.[2] Die­se Geburt der Kunst ist die Über­schrei­tung der Dif­fe­renz durch die Ankün­di­gung des Todes.

         In der Zuwen­dung zur Spe­ku­la­ti­on deu­tet der ithy­phal­li­sche Men­schen­strich des Schach­tes die Kraft des Lebens im Moment sei­nes Todes an. Eine Kraft, wel­che das “sich bewe­gen­de Leben” die­ser Male­rei als Unord­nung des Todes zum Aus­druck brach­te, und so die Höh­le als Gebär­mut­ter insze­nier­te. Im Maß der Tie­fe der Ver­gan­gen­heit ist die­ses mensch­li­che Leben mit dem Erstrah­len eines Blit­zes ver­gleich­bar, wel­cher die Dif­fe­renz mar­kiert und gleich­sam des­sen Über­schrei­tung einlöst:

Viel­leicht ist Über­schrei­tung so etwas wie der Blitz in der Nacht, der vom Grun­de der Zeit dem, was sie ver­neint, ein dich­tes und schwar­zes Sein ver­leiht, es von innen her­aus und von unten bis oben erleuch­tet und dem er den­noch sei­ne leb­haf­te Hel­lig­keit, sei­ne herz­zer­rei­ßen­de und empor­ra­gen­de Ein­zig­ar­tig­keit ver­dankt. Er ver­liert sich in dem Raum, den sie in ihrer Sou­ve­rä­ni­tät bezeich­net, und ver­fällt schließ­lich in Schwei­gen, nach­dem er dem Dun­kel einen Namen gab. (Fou­cault 2001, S. 326)

Die Benen­nung des Dun­kels ist das Ergeb­nis der Dif­fe­renz, wel­che im beweg­ten Fla­ckern des Feu­ers durch die Ein­rit­zun­gen und Auf­tra­gun­gen der Höh­le zur Fixie­rung kam. Die Über­schrei­tung der Nacht durch den Blitz und des­sen Ver­schwei­gen lässt die Dif­fe­renz, den Namen zurück und führt so „zu der küh­nen Behaup­tung […], daß die Dif­fe­renz, wesent­lich, schreibt“ (Blan­chot 2007, S. 71). Das schrei­ben­de Schwei­gen der Höh­le ist der Gang zu sich selbst, auf das Wesen des Ver­schwin­dens und somit Ant­wort auf die erstaun­li­che Fra­ge: Wohin geht die Literatur?

 

 

II. „Es war Erde in ihnen, und / sie gru­ben.“[3]

Durch den Gang in die Höh­le kam die Behaup­tung zum Ereig­nis, dass in der Dif­fe­renz die Schrift und im Über­schrei­ten jener die Geburt der Kunst liegt. Die­se Trans­gres­si­on kün­digt den Tod an, ein Schwei­gen, das in sei­ner Reduk­ti­on das Wesen des Ver­schwin­dens bedeu­tet. Die­ses Ereig­nis ist nicht unmit­tel­bar, es liegt in einer Ver­gan­gen­heit, deren Lebens­rea­li­tät nicht rekon­stru­ier­bar ist. Die schwei­gen­de Schrift der Höh­le fin­det sich als ers­ter Teil in einer Anstren­gung wie­der, in einem Sam­meln, Sor­tie­ren, Ord­nen, wel­ches als Archiv[4] benenn­bar ist. Das Archiv durch­dringt eine Fül­le, ein unend­li­ches Mur­meln, das Unver­mö­gen es in Fas­sung zu bringen.

         Die Ent­de­ckung von Las­caux datiert sich auf 1940. Der Zufall brach­te die Höh­len inmit­ten des Unmensch­li­chen des 20. Jahr­hun­derts her­vor. Die­ses Desas­ter beding­te eine gro­ße refle­xi­ve Anstren­gung, wel­che ver­sucht ist, die Ursa­chen für die­ses Übel zur Ein­sicht zu brin­gen. Batail­les Stu­die zu den Höh­len – aus Frus­tra­ti­on über die „Aus­trock­nung des Lebens“ – reiht sich in die­ses Vor­ha­ben ein. Es stif­tet die Ima­gi­na­ti­on einer ursprüng­li­chen Zeit der All­heit, von der Ent­frem­dung und Frag­men­ta­ti­on ihren Aus­gang nahm und die Geor­ge Stei­ner fol­gend erklärt: „Wir suchen nach der ver­lo­re­nen Quel­le eines Zusam­men­hangs. Aus unse­rer ‚Ent­frem­dung‘ – die­ses Wort ist selbst eine kom­pri­mier­te Meta­pher für ‚Frag­men­ta­ti­on‘ – her­aus stre­ben wir nach Heim­kehr“ (Stei­ner 1984, S. 29). Das Zeit­al­ter des Desas­ters bedingt einen Bruch, wel­ches das Ver­mö­gen des Archivs als Ort der Heim­kehr in einen radi­ka­len Zwei­fel stellt:

Nur weni­ge Kilo­me­ter ent­fernt von eini­gen der schöns­ten Muse­en, Biblio­the­ken, Kon­zert­sä­len ver­pes­te­te Dach­au die Luft. Män­ner, die bei Tag fol­ter­ten, Kin­der erhäng­ten, lasen abends Ril­ke, hör­ten Schu­bert. Das ist ein onto­lo­gi­sches Rät­sel, das Mys­te­ri­um des zivi­li­sier­ten ennui oder des Bösen, und es stellt für mich die Zukunft des Men­schen über­haupt in Fra­ge. Wenn die huma­nis­ti­schen Wis­sen­schaf­ten nichts zur Huma­ni­sie­rung bei­tra­gen, wenn der­sel­be Mensch Bach spie­len und das Wil­naer Ghet­to in Brand ste­cken kann, wo bleibt da die Zivi­li­sa­ti­on? War­um erzie­hen, war­um lesen? Ist es mög­lich, daß im klas­si­schen Huma­nis­mus selbst, in sei­ner Nei­gung zur Abs­trak­ti­on und zum ästhe­ti­schen Wert­ur­teil, ein radi­ka­les Ver­sa­gen ange­legt ist? (Stei­ner 2014, S. 9f.).

Von der Tier­welt der Höh­le, als der „stärks­te Aus­druck ihres Men­schen­tu­mes“, spannt sich ein onto­lo­gi­sches Rät­sel zum ver­schwin­den­den Men­schen aus Die Ord­nung der Din­ge[5]. Das Rät­sel des Ver­schwin­dens arti­ku­liert sich nicht nur in der schwei­gen­den Schrift der Höh­le, son­dern ist Resul­tat des „radi­ka­len Ver­sa­gens“ eines Zeit­al­ters, wel­ches in sei­ner „Nei­gung zur Abs­trak­ti­on“ ein Men­schen­tum zur Zer­stö­rung brach­te. Die Ver­bin­dung zwi­schen den Ima­gi­na­tio­nen zur Höh­le und den Tat­sa­chen des Übels ist eine dif­fu­se und in ihr wohl ein „radi­ka­les Ver­sa­gen“ ange­legt. Im Akt, das Leid der ande­ren zu refe­rie­ren, liegt eine Macht­aus­übung. Die­ser Umstand ver­stärkt den Topos der Unaus­sprech­lich­keit, wel­cher Ausch­witz umgibt, und bekun­det die Schwie­rig­keit oder Unmög­lich­keit eines kohä­ren­ten Den­kens unter „den Bedin­gun­gen des abso­lu­ten Zusam­men­bruchs und im Zeit­al­ter des Desas­ters“ (Pop­pen­berg, S. 182).


Die erwähn­te Akze­le­ra­ti­on der Infra­struk­tur brach­te auch eine Trans­for­ma­ti­on des Bewusst­seins durch die digi­ta­le Sphä­re der neu­en Medi­en her­vor. Eine Sphä­re, in die sich die Hoff­nun­gen pro­ji­zier­ten, dass die „inne­re Tat­sa­che“ (Mann, S. 524) der Demo­kra­tie sich medi­al exter­na­li­sie­ren lässt, doch wel­che in ihrer jun­gen Geschich­te Jür­gen Haber­mas kon­sta­tie­ren lässt: „Die­ses gro­ße eman­zi­pa­to­ri­sche Ver­spre­chen wird heu­te zumin­dest par­ti­ell von den wüs­ten Geräu­schen in frag­men­tier­ten, in sich selbst krei­sen­den Echo­räu­men über­tönt“ (Haber­mas, S. 45). Eine Zir­ku­la­ti­on der Zer­streu­ung, Red­un­danz, Ver­eindeu­ti­gung, Repul­si­on, Aggres­si­on – die digi­ta­le Repro­duk­ti­on führt zur Ero­si­on des Archivs. Stei­ner anti­zi­pier­te in sei­nem Essay Der Dich­ter und das Schwei­gen die­sen Umstand: „Ich fra­ge nur, ob sie nicht zu viel schrei­ben, ob die Fül­le bedruck­ten Papiers, in der wir unse­re tau­ben Ohren zuzu­stop­fen suchen, an sich nicht schon eine Sinn­zer­stö­rung dar­stellt“ (Stei­ner 2014, S. 116). Und die Erzäh­le­rin­nen­stim­me in Jean-Luc Godards Le Liv­re d’i­mage spricht zit­ternd: „Erde ver­las­sen, mit Buch­sta­ben über­la­den,  […] ersti­ckend an Wis­sen und kaum ein Ohr zum Zuhören.“

Das sich zer­streu­en­de Archiv, die­ser mit Buch­sta­ben und Bil­dern über­la­de­nen Welt, und das Desas­ter selbst, haben Sinn­zer­stö­rung zum Effekt, wel­ches durch die Auf­he­bung eta­blier­ter Kohä­renz­for­men das Ver­ges­sen nach sich zie­hen kann. Eine Schrift des Desas­ters – ihrer Rea­li­täts­kun­de zum Trotz –  bedingt die Zer­rüt­tung des kom­mu­ni­ka­ti­ven Rah­mens: „Das Gedächt­nis lebt und erhält sich in der Kom­mu­ni­ka­ti­on; bricht es ab, bzw. ver­schwin­den oder ändern sich die Bezugs­rah­men der kom­mu­ni­zier­ten Wirk­lich­keit, ist Ver­ges­sen die Fol­ge“ (Ass­mann, S. 37). Der Zusam­men­bruch des Mensch­li­chen und die Zer­streu­ung, Spren­gung und Beschleu­ni­gung des Archivs haben „ver­hee­ren­de Aus­wir­kun­gen auf unser Erin­ne­rungs­ver­mö­gen, das heißt letzt­lich auf unse­re Fähig­keit, gemein­sa­me Räu­me für kol­lek­ti­ve Ent­schei­dun­gen zu schaf­fen und die Erfah­rung eines wahr­haft demo­kra­ti­schen Lebens zu machen“ (Mbem­be, S. 224). Durch die mensch­heits­ge­schicht­li­che Zäsur der neu­en Medi­en bewah­ren die Archi­ve immense Daten­sät­ze, doch bahnt sich ein Unver­mö­gen an, aus die­sen ein Gedächt­nis aus­zu­bil­den. Somit drängt sich die Fra­ge nach den Aus­wir­kun­gen auf das mensch­li­che Bewusst­sein und die Kon­struk­ti­on des Selbst auf. Die Flut an Infor­ma­tio­nen und die gleich­zei­ti­ge Ero­si­on des Sinns füh­ren zu einer para­do­xen Situa­ti­on, in der das Ver­ges­sen das Geschrie­be­ne über­la­gert. Mau­rice Blan­chot reflek­tiert in der Schrift des Desas­ters:

Das Ver­ges­sen wür­de aus­lö­schen, was nie geschrie­ben wor­den ist: eine Strei­chung, durch die das Nicht-Geschrie­be­ne eine Spur hin­ter­las­sen zu haben scheint, die es zu ver­wi­schen gäl­te, ein Glei­ten, das sich einen Han­deln­den kon­stru­iert, wodurch das sub­jekt­lo­se Er, glatt und nich­tig, geleimt, über­tüncht wird im gespal­te­nen Abgrund des schwin­den­den, simu­lier­ten Ichs, eine Imi­ta­ti­on von nichts, das zum selbst­ge­wis­sen Ich erstarrt, von dem aus alle Ord­nung wie­der­kehrt. (Blan­chot 2005, S. 107)

Das Para­do­xon des Archivs, wel­ches sowohl bewahrt als auch ver­ges­sen macht, stei­gert sich in die­ser Refle­xi­on von Blan­chot zu einem schrei­ben­den Ver­ges­sen, wel­ches eine Spur hin­ter­lässt und das Bemü­hen zur Til­gung die­ser Spur erstarrt in einem „selbst­ge­wis­sen Ich“. Das Ver­ges­sen ver­wischt nicht nur das Nicht-Geschrie­be­ne, es errich­tet eine illu­sio­nä­re Ord­nung und wird so zur Grund­la­ge einer neu­en Selbst­ge­wiss­heit. In der post­tra­di­tio­nel­len Gesell­schaft fin­det die­ses Ich als fun­da­men­ta­lis­ti­sches Sub­jekt sei­nen Aus­druck. Der Fun­da­men­ta­lis­mus[6] kon­stru­iert eine Tra­di­ti­on, erblickt in deren Lehr­sät­zen eine Wahr­heit der Welt und ist somit nicht „an öffent­li­chen und dia­lo­gisch geführ­ten Aus­ein­an­der­set­zun­gen über Ideen ori­en­tiert“ (Gid­dens, S. 23). Der fun­da­men­ta­lis­ti­sche Bezug auf das Ver­gan­ge­ne ist para­doxal ein Ver­ges­sen, das eine Illu­si­on bedingt, die die Wie­der­kehr aller Ord­nung bedeu­tet, auch die des Unheils.

Der schwe­re Sand von Archiv und Desas­ter kann in einem Ver­ges­sen resul­tie­ren, das schrei­bend als Imi­ta­ti­on von Nichts zum selbst­ge­wis­sen Ich erstarrt. Die­se Sinn­zer­stö­rung und das Anschrei­ben gegen die­se Illu­si­on initi­ier­ten eine Viel­zahl von poe­to­lo­gi­schen Stra­te­gien nach dem Zwei­ten Welt­krieg, exem­pla­risch bei Samu­el Beckett.

Obgleich ich nicht recht sehe, wie ich von den Eigen­tüm­lich­kei­ten mei­ner Gegend spre­chen kann, da ich sie nicht ver­las­sen habe. Nein, ich bin nie­mals aus mir selbst her­aus­ge­kom­men, und nicht ein­mal von der Gren­ze mei­ner Gegend wuß­te ich das gerings­te, aber ich glaub­te, sie sei­en ziem­lich weit hin­aus­ge­scho­ben. Die­ser Glau­be konn­te sich jedoch auf kei­ne fes­te Grund­la­ge stür­zen, er war ein­fa­che ein Glau­be. […] Denn soviel ich weiß, hör­te eine Gegend nicht plötz­lich auf, son­dern geht all­mäh­lich in eine ande­re über. (Beckett, S. 79)

Die Wege der Figur Mol­loy im gleich­na­mi­gen Roman von Beckett ver­lie­ren sich im Dif­fu­sen. In einer Dyna­mik von Pos­tu­lat und deren anschlie­ßen­der Nega­ti­on wird jede Sinn­kon­sti­tu­ti­on zer­streut und ins Unsi­che­re über­führt. Ein rezep­ti­ons­äs­the­ti­sches Gefühl, wel­ches auch Batail­le in den Höh­len von Las­caux durch­dringt: “je unsi­che­rer wir uns füh­len, [kön­nen wir] nur umso tie­fer in die Geheim­nis­se die­ser für uns immer ver­schwun­de­nen Welt ein­drin­gen“[7]. Eine fixier­te Schrift, wel­che sich durch die Ver­wei­ge­rung einer eta­blier­ten Kohä­renz­form ins Unsi­che­re ver­flüs­sigt. Gün­ter But­zer kom­men­tiert hierzu:

Die­se para­do­xe Bestim­mung bil­det das Fun­da­ment für die zuneh­men­de Refle­xi­vi­tät der Tex­te, deren Lee­re wie­der­um auf die — als exis­ten­ti­ell inter­pre­tier­ba­re — Lee­re des Aus­drucks ver­weist. Selbst­re­fle­xi­vi­tät und Selbst­aus­druck fun­gie­ren mit­hin bei Beckett nicht mehr als Medi­en der Selbst­kon­sti­tu­ti­on, son­dern offen­ba­ren ledig­lich deren Unmög­lich­keit. (But­zer, S.463)

Die struk­tu­rel­len Bedin­gun­gen des sich beschleu­ni­gen­den und glo­ba­li­sier­ten Archivs haben ein Ver­ges­sen zur Fol­ge, wel­ches nach Blan­chot zur Illu­si­on des selbst­ge­wis­sen Ichs führt. Damit schließt sich Beckett an die­se enig­ma­ti­sche Refle­xi­on über den Zusam­men­bruch der Sub­jek­ti­vi­tät an. Wolf­gang Iser nuan­ciert in sei­ner Les­art von Molloy: 

Indem er [Mol­loy] wei­ter­macht, doku­men­tiert er, daß ihm die Unver­füg­bar­keit sei­nes Grun­des bewußt ist, denn im Zwang der Selbst­re­pro­duk­ti­on über­schrei­tet er fort­wäh­rend die Begrenzt­heit der ein­zel­nen Selbst­wahr­neh­mun­gen. Wenn ihm die­se durch die Dar­stel­lung zu Fik­tio­nen wer­den, so qua­li­fi­ziert er sie als Bewußt­sein ohne Rea­li­tät. Eine sol­che Qua­li­fi­ka­ti­on setzt vor­aus, daß er über eine Rea­li­tät ver­fügt, die sich der Inte­gra­ti­on durch Dar­stel­lung ent­zieht. Das ist er selbst. (Iser, S. 266)

Die Unver­füg­bar­keit des Selbst, die Ambi­va­lenz und Unsi­cher­heit des Eige­nen, resul­tiert bei Beckett in einem seman­ti­schen Exzess, der eine Grenz­über­schrei­tung aus der Ord­nung der Bedeu­tung ankün­digt. Die­se rhe­to­ri­sche Distan­zie­rung von der Bedeu­tungs­kon­sti­tu­ti­on bestä­tigt – so die Behaup­tung – Bedeu­tung in einem Außen und bedient damit eine meta­phy­si­sche Vor­stel­lung. In dem mate­ri­el­len seman­ti­schen Exzess liegt damit eine Reduk­ti­on, wel­che Mol­loy mit der schwei­gen­den Schrift in der Höh­le von Las­caux ver­gleich­bar macht und so „die tie­fe­re Bedeu­tung des Mensch­li­chen“ in der Dik­ti­on von Batail­le hervorbringt.

Denn vom Text kann man sich nur dadurch lösen, daß man den Wir­bel der Sinn­kon­fi­gu­ra­tio­nen auf eine abschlie­ßen­de Bestimmt­heit zu brin­gen ver­sucht. Wo das geschieht, ent­steht Distanz, in der die Viel­deu­tig­keit eines Tex­tes zur Ein­deu­tig­keit der nun ver­meint­lich gewuß­ten oder bloß gesetz­ten Bedeu­tung schrumpft. Die­se Distanz gestat­tet zwar eine Betrach­tung, faßt aber bes­ten­falls nur Mög­lich­kei­ten des Tex­tes. So ver­spielt die Bestimmt­heit des Ver­ste­hen­wol­lens Mög­lich­kei­ten des Ver­ste­hens, doch erst das Ver­spie­len sol­cher Mög­lich­kei­ten schärft das Bewußt­sein für die Frei­heit des Ver­ste­hens, die vor dem Urteil zur Ver­fü­gung stand. Indem uns aber eine sol­che Lite­ra­tur zum Ver­spie­len der Frei­heit ver­lei­tet, ent­deckt sie uns die­se für das Leben. (Iser, S. 271)

„Von Schwel­le zu Schwel­le“[8]: Die Ruhe der Höh­len von Las­caux auf­stö­rend wur­de in ihnen ver­sucht, eine Ant­wort auf die Fra­ge nach dem Gang der Lite­ra­tur zu fin­den. In der Reduk­ti­on auf Dif­fe­renz und Über­schrei­tung kam es zur „Geburt der Kunst“ als eine schwei­gen­de Schrift: die Ankün­di­gung des Todes. Durch die Gege­ben­hei­ten der Bes­tia­li­tät des 20 Jahr­hun­derts und der Ero­si­on des Archivs fin­det sich in der Lite­ra­tur am Bei­spiel Becketts gleich­sam eine Reduk­ti­on, als seman­ti­scher Exzess, wel­che Bedeu­tung an einen Null­punkt führt und damit ein Außen dif­fe­ren­ziert. Die Dif­fe­renz und – deren Fixie­rung – die Schrift bedingt Gewalt: das Iden­ti­fi­zie­ren von Qua­li­tä­ten, das Namen­nen­nen, die Unab­ding­bar­keit der Ver­eindeu­ti­gung oder mit Nietz­sche: „das eben ist bewusst-wer­den: ein ganz acti­ves Zurecht­ma­chen“ (Nietz­sche, S. 122). Der Über­tritt der Höh­len in einen gehei­lig­ten Augen­blick oder in das Außen jeder Bedeu­tungs­zu­schrei­bung bei Beckett soll im Erra­ti­schen der hier aus­ge­führ­ten und refe­rier­ten Über­le­gun­gen schwei­gen­de Schrift genannt wer­den. Gewalt und Sinn lie­gen in die­ser ästhe­ti­schen Pra­xis. Die Gewalt der Tren­nung und der Sinn einer Füh­rung an ein unend­lich-begrenz­tes. Dif­fe­renz, Bedeu­tungs­kon­sti­tu­ti­on: Die Schrift ver­spielt Frei­heit, in der schwei­gen­den Schrift kün­digt sich die Über­schrei­tung an.

 

Als Teil der eige­nen ist die frem­de Stim­me eben­so Zeug­nis des Selbst wie die eige­ne, die ohne die frem­de nicht zu haben ist. (But­zer, Soli­lo­qui­um, S. 466)

 

Denn alles hängt zusam­men, dank dem Wir­ken des Hei­li­gen Geis­tes, sagt man. Und wenn ich die­sen Umstand nicht an der gehö­ri­gen Stel­le erwähnt habe, so liegt es dar­an, daß man nicht alles an der gehö­ri­gen Stel­le erwäh­nen kann, son­dern zwi­schen Din­gen, die es nicht ver­die­nen, erwähnt zu wer­den, und sol­chen, die es noch weni­ger ver­die­nen, wäh­len muß. Denn woll­te man alles erwäh­nen, so wür­de man nie damit zu Ende kom­men, und nur dar­um han­delt es sich, zu Ende zu kom­men, zu Ende zu kom­men. (Beckett, Mol­loy, S. 48.)

 

Der Gewalt­tä­ti­ge hat Grund zu schwei­gen, er hat sein Abkom­men mit dem Betrug. (Batail­le, L’Erotisme, S. 209f.)[9]

 

O einer, o kei­ner, o nie­mand, o du:

Wohin gings, da’s nir­gend­hin ging?

O du gräbst und ich grab, und ich grab mich dir zu,

und am Fin­ger erwacht uns der Ring.

(Celan, Die Nie­mands­ro­se, S. 211)

 

 

 

Repri­se [10]

 
 

Anmerkungen

[1] Blan­chot, Mau­rice: „Wohin geht die Lite­ra­tur?“ In: Der Gesang der Sire­nen. Mün­chen: Ull­stein, 1962. S. 265.

[2] Vgl. „Das Zei­chen und die Gött­lich­keit sind am glei­chen Ort und zur glei­chen Stun­de gebo­ren. Die Epo­che des Zei­chens ist ihrem Wesen nach theo­lo­gisch. Sie wird mög­li­cher­wei­se nie enden.“ (Der­ri­da 1996. S. 28.)

[3] Celan, Paul: „Die Nie­mands­ro­se“ [1963]. In: Gedich­te. Ers­ter Band. Frank­furt am Main: Suhr­kamp, 1975. S. 211.

[4]Vgl. „Anstatt zu sehen, wie im gro­ßen mythi­schen Buch der Geschich­te sich Wör­ter anein­an­der­rei­hen, die vor­her und woan­ders gebil­de­te Gedan­ken in sicht­ba­re Zei­chen umset­zen, hat man in der Dich­te der dis­kur­si­ven Prak­ti­ken Sys­te­me, die die Aus­sa­gen als Ereig­nis­se (die ihre Bedin­gun­gen und ihre Erschei­nungs­ge­biet haben) und Din­ge (die ihre Ver­wen­dungs­mög­lich­keit und ihr Ver­wen­dungs­feld umfas­sen) ein­füh­ren. All die­se Aus­sa­gen­sys­tem (Ereig­nis­se einer­seits und Din­ge ande­rer­seits) schla­ge ich vor, Archiv zu nen­nen.“ (Fou­cault 1981, S. 186f.)

[5] Vgl. „Die End­lich­keit, von der aus wir sind, den­ken und wis­sen, ist plötz­lich vor uns als gleich­zei­tig rea­le und unmög­li­che Exis­tenz, als Gedan­ke, den wir nicht den­ken kön­nen, als Gegen­stand unse­rer Wis­sen­schaft, der sich ihr aber immer ent­zieht.“ (Fou­cault 1974, S. 449.)

[6] Die Unsi­cher­heit einer post­tra­di­tio­na­len Gesell­schaft bedingt eine Sehn­sucht nach der Sta­bi­li­tät eines defi­nier­ten Wis­sens, einer Wahr­heit der Welt, wel­che die­se orga­ni­sier­bar und ori­en­tier­bar macht und so zur Grund­la­ge fun­da­men­ta­lis­ti­scher Denk­sys­te­me wird. Die Unsi­cher­heit resul­tiert aus dem Refle­xiv­wer­den der Tra­di­ti­on in der glo­ba­li­sier­ten Welt und ist Blan­chot zufol­ge auch onto­lo­gi­sche Eigen­schaft der Selbst­kon­sti­tu­ti­on. Auch Gün­ter But­zers Lek­tü­re von Beckett, wel­che fol­gend refe­riert wird, bringt dies zur Ein­sicht. (Vgl. Giddens)

[7] Celan, Paul: „Von Schwel­le zu Schwel­le“ [1955]. In: Gedich­te. Ers­ter Band. Frank­furt am Main: Suhr­kamp, 1975. S. 79.

[8] zit. Deleu­ze, Gil­les: „Sacher-Masoch und der Maso­chis­mus.“ In: Leo­pold von Sacher-Masoch: Venus im Pelz. Frank­furt am Main: Insel, 1980. S. 173.)

[9] Repri­se: „Das unend­li­che Gewim­mel der Kom­men­ta­re ist vom Traum einer mas­kier­ten Wie­der­ho­lung durch­drun­gen: an sei­nem Hori­zont steht viel­leicht nur das, was an sei­nem Aus­gangs­punkt stand – das blo­ße Rezi­tie­ren. […] Das Neue ist nicht in dem, was gesagt wird, son­dern im Ereig­nis sei­ner Wie­der­kehr.“ (Fou­cault 1991, S. 19f.)

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Bild: Karl Platt­ner, Mut­ter und Kind, Radie­rung und Aqua­tin­ta, auf kräf­ti­gem Büt­ten. (Pri­vat­be­sitz)